Zeitgleich in Aachen und Bremen: Im Herbst 1990 gründeten engagierte Menschen Vereine mit dem Ziel, Autos gemeinsam zu nutzen. Das spart Kosten und schont die Umwelt, es war aber vor allem ein verkehrspolitisches Statement. Die Zeit war reif für Alternativen zur autozentrierten Verkehrspolitik jener Zeit. Aus „StadtAuto Bremen“ und „StadtteilAuto Aachen“ wurde zehn Jahre später zusammen mit „STATTAUTO Köln“ die cambio-Gruppe.
Die Vereinsgründer von damals bewiesen Pioniergeist, denn viele Fragen waren offen: Würde die Idee angenommen? Lässt sich das Konzept wirtschaftlich erfolgreich umsetzen? Und immer wieder: Kann das System in größerem Maßstab überhaupt praktisch funktionieren? Dass dies nicht immer einfach war, zeigt eine Geschichte aus den ersten Jahren des CarSharing in Aachen.
CarSharing in der analogen Zeit
Wir denken uns in eine Zeit ohne Mobilfunk und privates Internet. Der Golf III ist gerade Auto des Jahres. Die Vereinsmitglieder buchen ein Fahrzeug über Telefon, jeder hat Zugang zur Kassette an der Hauswand, über die sie den Autoschlüssel tauschen. Ein Notizzettel verrät den Standort des Wagens, feste Stationen gibt es nicht. Der Kunde kontrolliert vor der Fahrt den Kilometerstand, nach der Fahrt trägt er Dauer und Strecke gewissenhaft ins Fahrtenbuch ein. Einmal im Monat tippt ein Mitarbeiter die Daten Zeile für Zeile in ein Tabellenprogramm. Das ganze System baut auf Vertrauen – meistens geht alles gut.
Wer hat das Auto?
Eine kleine Gruppe von Vereinsmitgliedern bewacht in der Dämmerung die Umgebung des Stellplatzes. Die letzte Buchung ist längst abgelaufen, doch das Auto ist mal wieder nicht an seinem Platz. Keiner weiß, wer es genommen hat und wie lange das Warten dauern wird, bevor der Fahrer wieder auftaucht. Man vertreibt sich die Zeit mit Mutmaßungen und wilden Geschichten. Abenteuer CarSharing.
Dann ist alles ganz einfach: Der letzte Nutzer hat seine Fahrzeit zum wiederholten Male erheblich überzogen. Dass nachfolgende Nutzer derweil ohne Auto dastehen, darüber hat er sich nie Gedanken gemacht. Derart peinlich erwischt, wird seine Zeitplanung schnell realistischer – noch lange Zeit bleibt er ein zuverlässiger Kunde. Mit der Entwicklung des Schlüsseltresors und des Bordcomputers endet die analoge Epoche. Die Software weiß immer, wer mit dem Auto gerade unterwegs ist.
Ist cambio nach dem Zusammenschluss in Aachen, Bremen und Köln erst mal über die Stadtgrenzen hinaus gegangen, stehen die Zeichen schnell auf Wachstum. Schon bald schließen sich andere CarSharing Anbieter der cambio-Gruppe an. In Bielefeld, Oldenburg und Hamburg fahren seit den frühen 2000er Jahren die Autos mit dem orangenen Logo. Seit 2008 auch in Berlin.2009 schließt sich der Lüneburger CarSharing-Anbieter Campus Mobile der cambio-Gruppe an.
cambio geht nach Belgien
2002 startet das erste CarSharing Angebot in Belgien. Mit einer mehrsprachigen cambio-Software und cambio Know-how. Zunächst in Namur, einige Monate später in Brüssel. Gerade in Belgien ist die Entwicklung rasant: In nur 13 Jahren entstehen in 31 belgischen Städten cambio-Standorte. Die belgische Staatsbahn steigt bei cambio Belgien ein mit dem Ziel, an 200 Bahnhöfen cambio-Stationen einzurichten.
72.000 Kunden in 50 Städten
Was in den ersten Jahren noch Abenteuer war, erweist sich längst als zukunftsorientiertes Mobilitätskonzept. Die Mitgliederzahlen steigen schnell und damit die Ansprüche an eine professionelle und kundenorientierte Dienstleistung. Und so kann auch die eingangs gestellte Frage beantwortet werden: Was vor 25 Jahren als Verein begann ist heute ein professionelles, wirtschaftlich erfolgreiches CarSharing-Unternehmen, welches mit 72.000 Kunden in 50 Städten überzeugt.
(Text: Tim Bischoff / cambio CarSharing)
25 Geschichten aus 25 Jahren – ein Rückblick in die Unternehmensgeschichte
Der direkte Draht zum Team des cambio Blogs: blog@cambio-CarSharing.de