Der CarSharing-Markt ist in Bewegung. Investoren und Konzerne entdecken das Teilen von Fahrzeugen für sich – und erleben teils schwere Rückschläge, während die Pioniere der Branche weiter wachsen. Woran das liegt? An den Kunden.
Die CiteeCar-Insolvenz ist nicht die einzige aktuelle Negativ-Schlagzeile aus der CarSharing-Branche: Car2Go, das freefloating Angebot von Daimler Benz, verkleinert seine Geschäftsgebiete und gibt London als Standort auf. Flinkster, das CarSharing-Angebot der Deutschen Bahn, zieht sich aus Wien zurück. ZebraMobil und SpotCar, gestartet als unabhängige Dienstleiter, haben ihr Angebot bereits ganz eingestellt. Was läuft da schief?
Alle genannten Anbieter investieren viel Geld in das Marketing und versuchen, möglichst schnell Marktanteile zu sichern. Schließlich haben diverse namhafte Unternehmensberatungen dem CarSharing eine große Zukunft attestiert. Und die klassischen Anbieter wie stadtmobil, mobility oder cambio zeigen ja seit Jahren, dass CarSharing wirtschaftlich funktionieren kann.
Zurzeit ist unglaublich viel Kapital unterwegs, in der Regel auf der verzweifelten Suche nach Renditemöglichkeiten. Für den CarSharing-Markt ist das Ziel vielfach aber eben nicht, schöne neue und teure Autos für kleines Geld pro Stunde anzubieten, sondern mit den „neuen Mobilitätskonzepten“ möglichst viel Geld zu erwirtschaften. Angesichts dauerhaft niedriger Zinsen wächst die Bereitschaft, auch auf optimistischste Businesspläne zu setzen.
Nicht nur CiteeCar hat viel Geld verbrannt. Auch Drivy, ein Anbieter für privates CarSharing, hat erst den Wettbewerber Buzzcar geschluckt und dann in 2015 weitere sechs Millionen Euro Risikokapital erhalten, um weiter zu expandieren. Mit dem Geld wurden die deutschen Peer-to-Peer-Anbieter Autonetzer und Nachbarschaftsauto gekauft. Wieviel VW für den Erwerb des Anbieters Greenwheels bezahlt hat, wissen wir nicht. Die Anlaufverluste der Car2Go Deutschland von über 20 Mio. Euro lassen sich hingegen leicht unter www.bundesanzeiger.de nachvollziehen.
Irgendwann aber müssen die vielen verlorenen mutigen Millionen zurückverdient werden, die Investoren wollen für ihr eingesetztes Kapital vor allem eines sehen: Rendite! Wer mit der Brechstange schnell rentabel werden muss, kann auf dem CarSharing-Markt aber eigentlich nur scheitern.
Werbung kann keine echte community kaufen
Ob fette Werbekampagnen im Netz, oder klassische Anzeigen, beides oder noch mehr: Wenn es schnell gehen muss, werden Neukunden mit Sonderangeboten und Fahrtguthaben gelockt. Die Anmeldegebühr ist bei vielen neuen Anbietern eher ein theoretischer Teil der Preisliste. Hauptsache die Zahl der Kunden steigt möglichst schnell. Aber Kunden, die nicht fahren, nützen auch dem modernsten Mobilitätskonzept wenig. 40 Prozent der angemeldeten Kunden würden das Angebot gar nicht nutzen, nimmt Robert Follmer, Bereichsleiter Verkehrs- und Regionalforschung am Marktforschungsinstitut infas, an. (Quelle: www.nachhaltigkeitsrat.de)
Daumen hoch für cambio Kunden
Wir wissen aber, dass CarSharing nur funktionieren kann, wenn die Kunden aufeinander Rücksicht nehmen, „ihre“ Autos sorgfältig behandeln, keinen Müll hinterlassen und pünktlich zurückkommen. Wir sind überzeugt, dass Geld allein kein gutes CarSharing ausmacht. Es sind die Menschen, die Nutzer, es ist die Gemeinschaft durch die CarSharing – eben „Sharing“ – funktioniert und kostengünstig hält. Diese Gemeinschaft wächst bei cambio seit 25 Jahren (im letzten Jahr wieder um 16 Prozent). Und die allermeisten der cambio-Kunden verhalten sich fair und rücksichtsvoll. Sie sind der Grund, warum cambio Jahr für Jahr schwarze Zahlen schreibt – wenn auch nur ganz kleine.
Aber das ist o.k., denn hinter cambio steht kein Investor, der sich dieses Geschäftsmodell gesucht hat, weil es gerade hip und ist und damit vielleicht hohe Renditen erzielt werden können. cambio gehört immer noch seinen Kunden und Mitarbeitern. Dafür, dass sie ihr Geld zur Verfügung stellen, sind wir dankbar. Wir sind ein ganz normales Unternehmen, aber eines mit dem vorrangigen Ziel, nicht den Kontostand Weniger zu verändern, sondern das Mobilitätsverständnis Vieler.
Sie sind bereits bei einem anderen stationsbasierten Anbieter registriert (z.B. Flinkster, CiteeCar oder Greenwheels)? Erweitern Sie Ihre Mobilitätsoptionen mit cambio!
(Text: Tim Bischoff / cambio CarSharing)
Der direkte Draht zum Team des cambio Blogs: blog@cambio-CarSharing.de