Die Redaktion der Süddeutschen Zeitung vermeldete es exklusiv und viele weitere Medien folgten: CarSharing sei unwirtschaftlich, entlaste den Verkehr in den Städten unmerklich, kannibalisiere andere Verkehrsangebote wie Bus, Bahn oder das Fahrrad und deshalb sei der ökologische Nutzen überschaubar. Diesen Aussagen liegt eine aktuelle Studie zugrunde, die von einer internationalen Unternehmensberatung herausgegeben wurde. Darin wird abgeleitet, inwiefern CarSharing eine entlastende Wirkung auf den Verkehr hat, und ob es überhaupt wirtschaftlich ist. Die Analysten kommen zu dem Schluss, dass dieser Markt kaum lohne, da es lediglich “rasierklingendünne Margen” gibt. Die Studie trägt den Titel “Entmythisierung des Carsharing” und alleine schon der Titel lässt erahnen, dass die Studie kaum ein gutes Haar am CarSharing lässt.
Es gibt nicht DAS CarSharing
Was dem Ganzen jedoch gänzlich fehlt, ist die Unterscheidung der verschiedenen Angebotsformen. So wird sowohl in der Studie als auch in den daraus resultierenden Artikeln von DEM CarSharing gesprochen. Die Erhebungen lassen jedoch kaum Zweifel daran, dass mit dem beschriebenen CarSharing-Markt ausschließlich das Angebot der großen Free-floating-Anbieter gemeint ist. Umso bedauerlicher ist es, dass renommierte Redakteure von großen meinungsbildenden Medienhäusern diese Bewertung zitieren und die Aussagen der Studie unreflektiert veröffentlichen. Sie bringen damit die jahrelange Arbeit einer ganzen Branche in Verruf, die sehr viel größer ist als das Angebot einiger weniger Anbieter. So gibt es in Deutschland an über 740 Orten CarSharing-Angebote. Die reinen Free-floating-Anbieter sind dagegen nur in sieben Metropolen aktiv. Gemessen an der Flotte stellen Anbieter mit einem stationsbasierten oder kombinierten Angebot die Hälfte der CarSharing-Fahrzeuge in Deutschland. Die Entlastungswirkung der unterschiedlichen Angebotsformen variiert teilweise deutlich. Und auch bei der Wirtschaftlichkeit lohnt sich die getrennte Betrachtung der Angebotsformen.
CarSharing kann wirtschaftlich betrieben werden – es kommt auf die Art des Angebots an
„Der CarSharing-Markt in Deutschland wächst rasant. Wir wachsen mit ihm und schreiben seit fünfzehn Jahren schwarze Zahlen”, so Joachim Schwarz, Geschäftsführer der cambio-Gruppe. „Warum die Angebote der großen Konzerne regelmäßig hohe Defizite machen, möchten wir nicht kommentieren. Für cambio können wir sagen, dass sich unsere Kundennähe im Alltag auszahlt. Wir betreiben nur Fahrzeuge, die auch nachgefragt oder besser noch gebraucht werden. Und wir geben kaum Geld für Werbung aus. Und bei alledem wachsen wir jährlich um rund 300 Fahrzeuge. Dabei behalten wir immer das Ziel im Auge, mit unserer Dienstleistung eine Alternative zum eigenen Auto zu bieten.“
Die cambio-Städte Aachen und Bremen gehören zu den Städten, in denen 1990 die ersten CarSharing-Fahrzeuge angeboten wurden. 10 Jahre später haben sich die Unternehmen aus Aachen, Bremen und Köln zur cambio-Gruppe zusammengeschlossen. Seitdem wächst das Unternehmen stetig und ist neben Deutschland auch in Belgien aktiv. Im Geschäftsjahr 2018 betrug der Umsatz 30,7 Millionen Euro.
cambio bietet sein CarSharing-Angebot derzeit in 25 deutschen und 49 belgischen Städten an. Unter anderem in der Hansestadt Bremen, wo im Jahr 2018 die Entlastungsleistung des lokalen CarSharing-Angebots in einer von der EU geförderten Studie untersucht wurde. Demnach sind auf den Bremer Straßen jeden Tag 5000 private Pkw weniger unterwegs. Das Angebot in Bremen ist ausschließlich stationsbasiert und eine Entlastungswirkung mit dieser Studie nachgewiesen.
Stationsbasierte Angebote entlasten den Verkehr
Bei cambio nutzen im Schnitt 43 Kunden ein Auto. Die Fahrzeuge kommen für Kurztrips, Einkäufe, Urlaube oder als Dienstfahrzeuge zum Einsatz. Bei den reinen Free-floating-Angeboten sind es durchschnittlich 223 Kunden, die ein Fahrzeug nutzen – in der Regel für kurze Fahrten innerhalb des Stadtkerns. „Tatsächlich werden die reinen Free-floating-Angebote eher zusätzlich zum eigenen Auto genutzt. Damit das Angebot attraktiv ist, muss man das Stadtgebiet mit freien Autos engmaschig vollstellen,“ so Schwarz. „Wenn, dann wird sich Profitabilität bei einem derartigen Nachfrage-Angebot erst auf lange Sicht einstellen.”

Seit fast 30 Jahren ist CarSharing erfolgreich. Viele Kunden haben bereits ihr eigenes Auto abgeschafft und teilen sich ihr Auto.
Es muss zwischen den Angebotsformen unterschieden werden
In 2018 wurde im Rahmen des EU-Forschungsprojekt STARS die Entlastungsleistung der unterschiedlichen Angebotsformen untersucht. Neben dem stationsbasierten Angebot wurden auch Free-floating und kombinierte Angebote abgefragt. In Köln, Frankfurt und Stuttgart wurden die Teilnehmer zum Besitz eines privaten Pkw im Haushalt zum Zeitpunkt vor und nach dem Beginn der CarSharing-Nutzung befragt.
Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Die Nutzer von Free-floating-Angeboten haben zwar zu Beginn der CarSharing-Nutzung knapp 18 Prozent ihrer Fahrzeuge abgeschafft, kauften sich jedoch später wieder einen eigenen Pkw und nutzen demnach das Free-floating-CarSharing eher als Ergänzung zum eigenen Auto. Die Nutzer stationsbasierter Angebote hingegen verringerten die Anzahl der eigenen Fahrzeuge im Haushalt um zwei Drittel, was deutlich belegt, dass diese Nutzergruppe CarSharing als echte Alternative für einen eigenen Pkw nutzt.
Wie sich das Stadtbild durch stationsbasiertes CarSharing verändern kann, zeigt dieses Video der Stadt Den Haag:
(Text: Bettina Dannheim, Arne Franke, cambio CarSharing / Fotos: cambio, bcs e.V., Auslöser Bildagentur / Hans-Jürgen Serwe)
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Hallo Cambiofreunde, ich bin seit 2 Jahren ohne eigenes Auto und nutze Cambio!In Hamburg ist es supper einfach an unglaublich viel Stationen auch äusserst kurzfristig zu buchen!Mein Wunsch wäre das Auto auch mal an einem anderern Standort/Stadt abstellen zu können!!Ich fahre an die See brauche dort erst am Abreisetag erneut ein Auto!!Also…steht es mehrere Tage kostenintensiv “rum”!!
Ich warte auf gute Vorschläge!!
Kommt mal bitte dem Nordosten Hamburgs entgegen.
Die “-büttel”-Viertel hier einschließlich Sasel sind a) nicht flächendeckend reich und b) trotzdem voll mit Autos 😀
Reich müssen Sie für CarSharing nicht sein. Bis 10.000 km im Jahr ist cambio sogar günstiger als ein eigener Pkw. In Hamburg bauen wir unser Angebot nach und nach aus. Ich werde Ihren Vorschlag an das Hamburger Team weiterleiten, damit sie alle “-büttels” und auch Sasel noch mehr als sowieso schon auf dem Radar haben.
“… sei CarSharing unwirtschaftlich, es lohne sich nur in Metropolen und der ökologische Nutzen sei fragwürdig, da den Öffis durch CarSharing die Kundschaft entzogen wird.”
Ich zum Beispiel habe eine ÖPNV-Jahreskarte. Ich muß, um an ein Auto zu kommen, 2-4 Stationen mit dem Bus fahren (Taktung 2-10 Minuten). Also mich hat das CarSharing nicht dem ÖPNV entzogen. Ich denke mal, das ist bei vielen so. Sie hatten schon eine Monatskarte, die sie auch regelmäßig nutzen, und brauchen nur für bestimmte Gelegenheiten ein Auto.
Genau so ist es. Unsere Kunden etzen auf mehrere Fortbewegungsmittel. Wir befragen unsere Kunden jedes Jahr. Dabei kam heraus, dass zwei Drittel unserer Kunden täglich mit dem Fahrrad unterwegs sind. Rund die Hälfte nutzt in der Stadt den öffentlichen Nahverkehr. Sie machen zudem mehr Wege zu Fuß. Das Auto ist also nur für bestimmte Anlässe das Mittel zur Fortbewegung.
Hallo Zusammen, die sache Car-Sharinghalte im Prinzip für eine gute Idee. Solange ich in der Stadt Gewohnt habe war es für mich lukrativ.
Ich muß dabei sagen in wohne in Wuppertal. Ich bin vor einem Jahr an den Stadtrand gezogen das heißt zur nächsten Cambiostation darf ich 30-min (mit dem Bus) fahren. Leider sehe ich auch nicht das sich das ändern wird. Von daher habe ich schon überlegt mich von Cambio zu verabschieden. Es gibt in Wuppertal keine alternative zu Cambio. Die busse fahren nur in der Woche in kurzen Takten. AmWochenende muss man echt sehen das man den richtigen Bus bekommt. Als berufspendler ist es schwierig. Aber dafür wohnt man Im Grünen.
Gruß Linus
Es ist schade, dass Ihr Weg nach dem Umzug an den Stadtrand nun etwas länger ist. Um ohne eigenen Pkw mobil zu sein, ist es wichtig, dass Fahrradwege, der Nahverkehr und weitere Angebote wie CarSharing oder Leihräder gut ausgebaut und vernetzt sind. Wir arbeiten daran, das Stationsangebot in Wuppertal weiter wächst und mehr Menschen cambio nutzen können. Hoffentlich ist CarSharing mit cambio für Sie bald wieder besser umsetzbar.
Car Sharing rechnet sich für Cambio und den Kunden!
Wir haben vor ca. 3 Jahren unser Auto abgeschafft und nutzen seither in Köln, die KVB, Cambio und das Rad. Wir, sind eine 6 köpfige Familie, 2 Erwachsene und 4 Kinder ( 12,10, 7 und 5 Jahren). Da ich von Beruf Finanzberater bin, kalkuliere ich Car Sharing im Vergleich zum Auto sehr genau. Ohne ins Detail zu gehen, sieht unsere Rechnung wie folgt aus: Ein eigenes Auto würde uns im Jahr ca. 6000 Euro kosten ( 500 Euro im Monat), Anschaffungskosten, Versicherung, Steuer und Reparatur berücksichtigt. An Cambio zahlen wir im Jahr ca. 3000 Euro. Hinzu rechnen wir noch das KVB Monatsticket (Jahrespreis ca. 900 Euro). Wir machen somit rund 2000 Euro Gewinn im Jahr. Da unsere Kinder, Tennis und Handball in Vereinen spielen sind wir auch nicht wenig unterwegs.
Für uns ist es auch schön zu hören, dass Cambio schwarze Zahlen schreibt, nur so ist auch sicher gestellt, dass das Angebot aufrecht erhalten werden kann.
Viele Grüße,
Uli Benz
Pingback: Verkehrsentlastung durch CarSharing? | | netz NRW - Verbund für Ökologie und soziales Wirtschaften e. V.
Hannes, kannst Du mit bitte Deine Autovermietung nennen? Bisher glaubte ich mit den großen Anbietern gute Verträge ausgehandelt zu haben, nun werde ich nachdenklich.
Im Ernst: 1,5 Tage und 250 km kosten bei cambio ungefähr 83 EUR Vollkosten im Aktiv-Tarif. Dafür bekomme ich keine Mietwagen incl. Sprit, nicht mal am Wochenende.
Mietwagen buche ich nur noch, wenn ich deutlich über 400 km vor mir habe oder nicht an den Startort zurückkehre. Oder eben notgedrungen außerhalb der Cambio-Welt (Nordwestdeutschland).
Bei Cambio komme ich gerade im Grenzbereich zur Mietwagen-Option (1 Tag, 400 km) mitunter auf unter 20 Cent pro km Vollkosten. Das schaffe ich auch mit dem Mietwagen nur sehr selten, und mit einem (nicht mehr vorhandenen) eigenen Auto nicht mal annähernd.
Nicht zu vergessen ist auch der Zeitvorteil: Übernahme und Rückgabe und die Wegezeiten zum Auto (z.B. HH Hbf. oder Dammtor) sind viel kürzer. Und tanken muss ich beim Mietwagen zum Schluss immer. Bei Cambio nur, wenn ich “dran” bin.
Ergänzend noch ein Hinweis in Bezug auf das eigene Auto, Stichwort 1%-Regelung: Ich zahle jetzt pro Jahr über 600 EUR weniger Einkommensteuer. Das hat bei mir einen ökonomischen und einen psychologischen Aspekt.
Für mich sind die Präferenzen seit zwei Jahren klar festgelegt.
Schön, dass Sie cambio für Ihre Fahrten nutzen.
Sie können übrigens nicht nur in den 25 cambio-Städten CarSharing nutzen. Wir arbeiten eng mit anderen CarSharern zusammen. Das heißt, dass Sie in über 210 Städten in Belgien und Deutschland CarSharing zu ihrem cambio-Tarif nutzen können. Schauen Sie gerne auf unsere Website
Wir nutzen nun schon seit mehreren Jahren Cambio als Ersatz für unseren privaten PKW und helfen aktiv mit den Verkehr zu entlasten. Im städtischen Bereich und für sehr kurze Trips ist es ok und rechnet sich vielleicht auch für den Kunden. Aber wenn ich am Wochenende für 1 1/2 Tage ein Auto brauche und z.B. 250km fahre ist es immer günstiger über die Mietwagenportale zu buchen. Da habe ich dann den Wagen von Freitag bis Montag und kann noch andere Erledigungen machen, was den Preis nochmals relativiert.
Schon also, dass Cambio immer schwarze Zahlen macht, aber ggfs. könnte die angesprochene “Kundennähe” auch zur Entlastung der finanziellen Belastung der Kunden angestrebt werden!
Auf die nächste Preisanpassung wartend grüßt
Hannes
Wir versuchen in unserem täglichen Geschäft die anfallenden Kosten so fair wie möglich auf alle zu verteilen. Das erste unternehmerische Ziel bei cambio ist dabei nicht die Gewinnmaximierung. “Schwarze Zahlen” investieren wir in den Unterhalt und die Erweiterung unserer Dienstleistung. Zudem bezahlen wir damit all die fleißigen Menschen, die sich jeden Tag darum kümmern, dass das Angebot in gewohnter Form bereitsteht.
Die angesprochenen Autovermieter gehen immer von einer Mischkalkulation aus. Dabei finanziert der Gewinn der normal bepreisten Fahrzeuge solche Niedrigkosten-Kontingente für die Vergleichsportale. Da bei cambio immer (auch kurzfristig und an Feiertagen) ein kostanter Preis für die Nutzung gezahlt wird, gibt es eine solche Mischkalkulation nicht.
Bedenken Sie auch, dass bei cambio der Sprit schon mit drin ist. Damit sind wir schon sehr nah dran an den Preisen der Autovermieter und vor allem an unseren Kunden. Auch weil unsere Fahrzeuge im Idealfall an der Station um die Ecke stehen und nicht in Parkhäusern am Flughafen oder im Industriegebiet.