Heute startet in Bremen das neue Free-Floating-Angebot von cambio. Die ersten Fahrzeuge wurden von Kundinnen und Kunden im smumo-Gebiet verteilt und können ab sofort gebucht werden.
In vielen deutschen Städten gibt es neben dem stationsbasierten CarSharing auch eine Variante ohne Stationen: das Free-Floating. In der Vergangenheit meist von großen Automobilkonzernen oder Investoren finanziert, wurden die Free-Floating-Flotten in großer Stückzahl in die Städte gestellt. Diese Angebote stehen nach wie vor in der Kritik, anderen Verkehrsmittel wie dem ÖPNV oder dem Fahrrad Konkurrenz zu machen.
Bis heute setzte cambio beim CarSharing ausschließlich auf stationsbasierte Angebote – Fahrzeuge, die auf angemieteten Stellplätzen stehen und nach der Fahrt wieder an der Station abgestellt werden. Jetzt gibt es in Bremen auch ein Free-Floating-Angebot. Beide CarSharing-Varianten zusammen, werden auch als kombiniertes Angebot bezeichnet.
Bettina Dannheim, Geschäftsführerin der cambio-Gruppe, beantwortet Fragen zum neuen Angebot und erläutert, warum cambio sich für die Einführung eines kombinierten Angebots entschieden hat.
Hallo Frau Dannheim, das neue Produkt unter dem cambio-Dach heißt „smumo“. Sie haben bisher ausschließlich stationsbasiertes CarSharing angeboten. Warum haben Sie jetzt auch Free-Floating im Programm?
Wir haben uns entschieden, beide Angebote miteinander zu kombinieren und parallel anzubieten, denn: Es ist ein großer Wunsch unserer Kundinnen und Kunden, der in der Vergangenheit häufig an uns herangetragen wurde. Gewünscht wurde mehr Flexibilität bei den Buchungen und auch, dass Fahrten nicht zwangsläufig an einer Station enden müssen. Beides haben wir jetzt mit smumo erfüllt.
Wir sind aber weiterhin ein CarSharing-Anbieter der in erster Linie auf das stationsbasierte CarSharing setzt, denn es hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als bewährt. Das Free-Floating ist eine Ergänzung, die das CarSharing-Angebot attraktiver macht und hoffentlich noch mehr Menschen davon überzeugt, das eigene Auto abzuschaffen oder sich erst keins zu kaufen.
Stehen Free-Floating-Angebote nicht im Verruf, anderen Fortbewegungen zum Beispiel mit dem Rad, Bus oder der Bahn Konkurrenz zu machen?
Tatsächlich ist der Verdacht bei diesen Angeboten in den Metropolen berechtigt. Dabei handelt es sich um Angebote, die mit einer großen Flotte, zum Teil weit mehr als tausend Fahrzeugen pro Anbieter in die Städte kommen. Bei unserem neuen Angebot werden zum Start in Bremen 30 Fahrzeuge eingesetzt und die Zahl wird in den kommenden Wochen auf 50 erhöht. Das Free-Floating wird ergänzend zu den stationsbasierten Fahrzeugen angeboten. Wir fluten die Stadt nicht mit zusätzlichen Autos, sondern setzen gerade so viele ein, wie tatsächlich gebraucht werden.
Die smumo-Autos können bis zu zwei Wochen am Stück gebucht werden, mindestens eine Stunde. Diese Mindestbuchungszeit ist identisch mit der der stationsbasierten Fahrzeuge und wird wohl eher nicht dazu führen, mal eben schnell das smumo-Auto zu nehmen und das Rad stehen zu lassen – gerade dann, wenn die Fahrtstrecke in nur 20 Minuten zurückgelegt werden kann. Uns ist es wichtig, dass Bus, Bahn oder das Fahrrad durch unser Angebot nicht kannibalisiert werden. Das gilt für beide CarSharing-Varianten.
Die europäische S.T.A.R.S.-Studie hat ergeben, dass die Kundinnen und Kunden reiner Free-Floating-Angebote, die Autos eher als Ergänzung zum privaten Pkw nutzen und so die Straßen kaum entlasten. Das stationsbasierte CarSharing entlastet die Stadt, dagegen merklich – derzeit ersetzt ein cambio-Auto 13 private Pkw. Jedes Free-Floating, welches als Ergänzung zum stationsbasierten Angebot dient, hat eine sehr ähnliche Entlastungswirkung und trägt somit zur Verkehrsentlastung bei.
Solche Studien bilden ja Umfragewerte ab. Haben Sie denn schon Erfahrungen aus der Praxis sammeln können?
Da smumo gerade erst gestartet ist, können wir noch nicht mit Erfahrungswerten aufwarten. Wir sind im Free-Floating-Geschäft aber tatsächlich keine Vorreiter. So bieten Anbieter beispielsweise in Mannheim, Hannover oder Leipzig schon länger Free-Floating-Fahrzeuge ergänzend zum stationsbasierten CarSharing an. Wir haben uns die kombinierten Angebote dort angeschaut und uns mit den Anbietern ausgetauscht.
Unterscheiden sich die Fahrzeuge des stationsbasierten CarSharing und der Free-Floating-Flotte?
Die smumo-Flotte wird im Stadtbild auffallen. Die roten Citroen C3 mit der auffälligen Beklebung sind leicht auffindbar wenn sie am Straßenrand stehen. Und das ist wichtig, sie sollen ja schnell gefunden werden. Auch soll die Beklebung deutlich machen: Ich bin ein smumo-Auto und gehöre nicht an eine Station. Die smumo-Autos dürfen nach der Fahrt nämlich nicht an einer Station abgestellt werden, auch dann nicht, wenn es im öffentlichen Raum mal nicht ganz so einfach ist, einen Parkplatz zu finden.

Zum Start in Bremen werden 30 Fahrzeuge ins Geschäftsgebiet gestellt, wenig später wird die Zahl auf 50 erhöht.
Wie können die Kundinnen und Kunden das Free-Floating-Angebot nutzen?
Mit der cambio-App orte ich ein smumo-Auto und kann es für 15 Minuten reservieren. Innerhalb dieser 15 Minuten öffne ich das Fahrzeug mit der App und finde den Fahrzeugschlüssel im Handschuhfach. Dann kann ich das Auto bis zu zwei Wochen nutzen. Ich kann also den Einkauf erledigen, die Verwandten besuchen oder für einen Urlaub ans Meer fahren. Ich muss bei der Buchung nicht angeben, wie lange ich das Auto nutzen möchte. Wenn ich die Fahrt beenden will, stelle den Wagen wieder irgendwo im Geschäftsgebiet ab. Wenn ich einen entsprechenden Parkplatz finde, kann das auch direkt vor meiner Haustür sein. Wichtig dabei ist, dass es sich bei dem Parkplatz um einen kostenlosen im öffentlichen Raum handelt. Viele weitere Fragen zur Nutzung beantworten wir auch auf unserer Website.
Und was kostet die Fahrt mit smumo?
Wir haben ein Free-Floating-Angebot erarbeitet, dass sich deutlich von den Angeboten der Autokonzerne abhebt. Die Mindestbuchungsdauer beträgt wie gesagt eine Stunde, wir rechnen nicht nach Minuten ab. Die Fahrten werden in der Preisklasse S und in dem Tarif abgerechnet, für den sich unsere Kundinnen und Kunden entschieden haben. Berechnet werden wie gewohnt die Nutzungsdauer und die Fahrtstrecke. Es gibt also preislich keinen Unterschied, ob ich ein Fahrzeug in der Preisklasse S an einer Station buche oder es ein smumo-Auto ist. Die Kosten einer Fahrt kann vor der Buchung mit Hilfe unseres Preisrechners ermittelt werden.
Das neue Angebot gibt es ja derzeit nur in Bremen. Wird es Free-Floating auch in anderen cambio-Städten geben?
Unsere smumo-Autos machen den Anfang in Bremen, richtig. Wir werden uns einige Zeit anschauen, wie das Angebot angenommen wird, was wir richtig gemacht haben und wo wir gegebenenfalls noch nachsteuern müssen. Ich bin zuversichtlich, dass es das Angebot später auch in anderen cambio-Städten geben wird.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Dannheim.
Das Interview führte Arne Franke für cambio
Das ist eine tolle Idee, wäre schön, wenn es sich durchsetzen kann. Wohne in Flensburg und habe schon öfters gesehen, ohne dass ich ein Cambio-Fahrzeug gebucht hatte, dass fremde Fahrzeuge auf den Cambio-Stationen parken. Gerade bei EDEKA.
Wir sind auch gespannt, wie das Free-Floating-Angebot angenommen wird. Was die Fremdparker angeht – deshalb ist es so wichtig, den Parkbügel nach dem Verlassen des cambio-Parkplatzes wieder hochzuklappen.
Hallo nach Flensburg,
besten Dank für den Zuspruch.
Wir sind in Bremen gestartet und schauen in den nächsten Wochen und Monaten, wie das Angebot angenommen wird. Dann sehen wir, ob wir das Angebot in andere Städte ausweiten.
Viele Grüße
Bettina Dannheim