Mein Leben mit cambio CarSharing

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Aus der Welt von cambio

cambio bietet seit über 20 Jahren CarSharing an. Viele unserer Kunden sind bereits seit den Anfangstagen mit dabei. Beatrix Wupperman wohnt in Bremen, schreibt für den Blog Bremenize, der sich mit nachhaltiger Verkehrsplanung beschäftigt – und ist seit den 90er Jahren cambio-Kundin.

Ohne eigenes Auto mobil

Als ich 1989 nach Bremen zog, brachte ich mein Auto wie selbstverständlich mit aus Berlin. Keine deutsche Stadt will von mir wissen, wo ich mein Auto zu parken gedenke. Ich zog also mitten ins Viertel, das in Bremen damals ein bisschen die Rolle von Kreuzberg spielte. Zur Arbeit fuhr ich mit dem Fahrrad, Außentermine nahm ich meist mit Fahrrad oder Straßenbahn wahr, zum Tennistraining ging das genauso, FreundInnen wohnten in Reichweite meines Fahrrades, wir trafen uns in den zahlreichen Kneipen des Viertels, an der Weser oder im Bürgerpark. Auf dem Weg zur Oper, zum Theater oder zu meinen Spanischkursen in Schwachhausen nahm ich das Fahrrad oder die Straßenbahn. Selbst meine Therapietermine draußen in Borgfeld konnte ich mit dem 30er Bus und später der Straßenbahnlinie 4 organisieren. Mein Freund hatte keinen Führerschein und kannte sich bestens mit den Fahrplänen des ÖPNV aus, so lernte ich auch, meine Lieblingsläden ohne Auto zu erreichen. Überhaupt waren die täglichen Einkäufe einfacher mit dem Rad. Und das Gleiche galt für die nicht-täglichen Erledigungen in der Innenstadt.

 

Auto öffnen mit der cambio-Card? 1996 ging noch vieles analog. (Foto: cambio)

Das eigene Auto als Last

Irgendwie hatte das Auto keinen rechten Sinn mehr für mich. Ja, o.k. zu IKEA nahm ich das Auto, Ausflüge ins Umland machte ich lieber mit dem Auto, aber ansonsten? In einem dicht besiedelten Quartier wie dem Viertel zu wohnen, heißt auch: extreme Parkplatzknappheit. Jede Fahrt mit dem Auto „bezahlte“ ich mit mühsamer Parkplatzsuche. Irgendwo kriegte ich es dann doch „unter“, doch manchmal hatte ich glatt vergessen, wo es jetzt wieder stand. Also suchte ich mein Auto. Und das Auto kostete: Versicherung, Steuer, Reparaturen, Benzin, TÜV und ab und an Autowäsche.

Beatrix Wupperman schreibt auf dem Blog Bremenize über nachhaltige Verkehrsplanung. (Foto: privat)

Es dauerte bis 1996, dass ich von StadtAuto erfuhr. Um mich herum waren zwei Stationen mit 1 bis 3 Autos, die alle bequem fußläufig erreichbar waren, heute sind es sehr viel mehr. Keine Versicherung, Steuer, Reparaturen, keine Wäsche, kein Benzin oder TÜV, dafür eine geringe Monatsgebühr von heute 6 Euro pro Nase. Wenn ich ein Auto brauchte, rief ich beim StadtAuto an und vereinbarte eine Buchung. Heute geht das alles online oder per App. Dafür zahlen wir Stundengeld und Kilometergeld, abhängig von der Größe des Autos. An „meinen“ Stationen kann ich nahezu alle Größenklassen nutzen. Und ich kann auch ganze Wochen buchen, mit so einem Auto mit Kind und Kegel in den Urlaub fahren. Natürlich gibt es manchmal Engpässe, besonders am Samstag, wenn regelmäßig alle unbedingt mit dem Auto Einkaufen wollen. Dann muss ich einen oder zwei Tage vorher buchen.

Einziger „Haken“: Damals, als Viertel-Bewohnerin konnte ich nur unter der Bedingung eintreten, dass ich mein Auto verkaufte. Aber nach rationaler Betrachtung lag es für mich auf der Hand: StadtAuto ist unter den Bremer Bedingungen billiger und praktischer als ein eigenes Auto. Klar, sein Auto zu verkaufen, wird immer noch als Risiko gesehen. Viele Leute fürchten, damit ihre Freiheit zu verlieren, nicht mehr flexibel genug zu sein, vom Status, den das Auto manchen Leuten verleihen kann, mal ganz zu schweigen. 1996 waren wir noch wenige Leute, die das „wagten“.

Mehr Freiheit durch CarSharing

 

Damals wie heute gilt: cambio? Das sind wir alle gemeinsam! (Foto: cambio)

Aber, offen gestanden, die Entscheidung habe ich nie bereut. Ich gewann an Freiheit dazu, ich musste mich nicht mehr ums Auto kümmern. Und meine täglichen „Mobilitäts“-Entscheidungen wurden durchdachter. Die Frage lautet nun nicht mehr: „Nehme ich mein Auto oder nicht?“, sondern: „Wie komme ich von A nach B? Fahrrad, Straßenbahn, Taxi, oder nehme ich für zwei Stunden ein StadtAuto?“ Du wirst viel kreativer in Deiner Mobilität und fährst viel weniger Auto.

Ganz nebenbei ist es auch gesünder, mehr Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Bremen bietet diese Freiheiten ganz selbstverständlich an, wir haben überall Radwege, wir haben eine Straßenbahn, insgesamt ein gutes Angebot an „Öffis“, Taxis kommen schnell. Das sind Trümpfe, die nicht viele Städte in Deutschland haben, schon gar nicht in dieser Größenordnung.

StadtAuto wurde cambio- sonst ändert sich nichts

Irgendwann wurde StadtAuto zur cambio GmbH, aber für mich hat sich nichts verändert. Im Gegenteil, es wurde besser: Mehr Stationen, mehr Autos zur Auswahl, und wir wurden immer mehr NutzerInnen. Heute sind wir rund 14.000 in Bremen. Ich bin wahrlich keine Exotin mehr.

Nur einmal war ich nicht so begeistert: Wir drehten 2008 den Film „Beauty and the Bike“ in Obervieland und brauchten ein cambio-Auto. Aber es gab keine Station in Obervieland. Wir mussten also in die Neustadt radeln und von dort ein Auto holen. Das ist immer noch ein Manko, die Außenquartiere sind schlecht versorgt. Hier muss was passieren, hier muss auch die Politik flexibler werden, möglicherweise Geld für die Unterstützung von dezentralen Stationen zur Verfügung stellen und wenn es nur Mobilpünktchen, also Ministationen sind. Da ist noch ordentlich Luft nach oben. Aber sowas hilft auch in Richtung Verkehrswende.

(Text: Beatrix Wupperman)

Wir bedanken uns für den Bericht.

In Obervieland sind wir seit letztem Jahr mit einer ersten Station vertreten, in diesem Jahr haben wir schon Blockdiek erschlossen und noch weitere Pläne in den Außenquartieren. Wir arbeiten daran! Weiterhin gute Fahrt, und auf die nächsten 20 Jahre!

PS: Wer heute bei cambio einsteigen will, MUSS natürlich sein eigenes Auto nicht mehr abschaffen. Heute ist es so, dass viele cambio-Kunden ihr eigenes Auto freiwillig abschaffen, weil CarSharing so praktisch ist. Unsere Kundenumfrage von 2017 hat ergeben, dass 25,1% der Kunden, die noch bei Eintritt bei cambio ein eigenes Auto hatten, dieses innerhalb von zwölf Monaten abschafften.

 

 

1 comment

  1. Janet Berridge

    Ich bin 1992 in Köln – bei StattAuto – dazu gestossen. Die ersten Mitglieder (ich bin Nr. 56) waren eine richtige Geeinschaft, wir haben uns regelmäßig getroffen und über die Pläne für neue Autos, neue Stationen diskutiert. Wir mussten auch alle DM 1.000 einzahlen, um die Autos erst einmal zu finanzieren. Ich war mittlerweile freiberuflich tätig, musste also nicht jeden Tag zur Arbeit fahren und brauchte nur gelegentlich ein Auto. Für Freizeitunternehmungen war StattAuto (später cambio) ideal. Viel später, als ich im AUsland lebte, konnte ich in Köln am Hbf ankommen und direkt ein Auto abholen, um meinen 93-jährigen Onkel in der Stadt spazieren zu fahren: er liebte die Smart-Cars, weil er vom Beifahrersitz aus eine gute Sicht auf die Straße hatte. Seitdem holen wir uns ein Auto, wenn wir in entlegenere Gegenden fahren, oder etwas zu transportieren haben. Jetzt sind wir in Berlin zu Hause und freuen uns über die Vielzahl der Stationen – eine nur eine kurze Fahrradstrecke entfernt.
    Ich habe damals freiwillig mein Auto aufgegeben, nachdem ich nachgerechnet hatte, was mich die Blechkisten pro Monat kostete. Viel zu teuer!
    Ich empfehle cambio bei jeder Gelegenheit und freue mich, so lange ein Teil dieser lobenswerten Initiative zu sein.

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