Roboterautos auf Ameisenstraßen

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Aus der Welt von cambio

„Mobilität verbindet“ – so lautet das diesjährige Motto der IAA. Im Fokus stehen vernetzte Autos und automatisierte Fahrzeuge. Statt über weniger Verkehr nachzudenken, soll die Technik das Problem verstopfter Straßen lösen.

Heute piepsen Abstandswarner oder Parkassistenten. Das Navi sagt, wo es lang geht. Der Bordcomputer meldet sich, wenn Bremsflüssigkeit oder Ladezustand der Batterie überprüft werden müssen. Die Automation hat das Auto längst erreicht und schreitet immer weiter voran.

Steuert der Computer gibt’s keine Staus

Stau und Unfallforscher betonen gern, dass es keine Staus mehr gäbe, wenn nur fünf Prozent aller Fahrzeuge von einem Computer gesteuert würden. Die Autoindustrie möchte den drohenden Verkehrskollaps ebenfalls noch etwas hinausschieben und sieht in der Automation das richtige Instrument dazu. Autos sollen miteinander kommunizieren, gesammelte Daten austauschen, Routen optimieren und so den Verkehrsfluss verbessern. Das Motto der IAA 2015 lautet entsprechend „Mobilität verbindet“ – nicht Menschen, sondern Maschinen.

Jenseits von Status- und Markenprestige

Eine Umfrage in den USA ergab: Technologiefirmen wie Google oder Apple wird in der Entwicklung dieser neuer Fahrzeugelektronik mehr zugetraut als Autobauern wie Ford oder Mercedes Benz. Technologie-Giganten wie Google und Co. sehen das Auto aus einer gänzlich anderen Perspektive: als reines Transportmittel. Der Nutzen steht im Fokus. Das selbstfahrende Auto findet selbsttätig seinen Weg zum Nutzer oder Parkplatz. Google will nichts weniger als einen Quantensprung – die Autos selbst sollen weiterhin andere bauen.

Konsequent weitergedacht, wäre das vielleicht CarSharing 3.0. Die Vorteile des CarSharing, weniger ungenutzte Autos und mehr Platz für Mensch und Umwelt, ließen sich in Kombination mit dieser neuen Automobilität verbinden, oder?

Autos das Denken beibringen

So beeindruckend die Vorstellung auch ist, vollautomatische Fahrzeuge durch die Städte zu schicken, es stellen sich auch viele Fragen. Wenn auf Zuruf Autos zur Verfügung stehen, wird das eigene Fahrzeug mehr und mehr in Frage gestellt, aber eben auch der hocheffiziente Nahverkehr.
Sind dann in naher Zukunft nicht weniger, sondern noch viel mehr Autos in unseren Städten unterwegs? Wie lange wird es dann noch Busse und Bahnen in unseren Städten geben? Unnützer Autofahrten könnten weiter zunehmen mit den bekannten Folgen für Mensch, Umwelt und Klimawandel.

Wie ist es mit der Sicherheit vor Hackangriffen? Wer übernimmt die Verantwortung, wenn Roboterautos in Unfälle verwickelt werden?

Noch ist man überzeugt, dass es gelingt, Autos das Denken beizubringen. Dennoch bleibt die Frage: Kann einer Maschine eine komplexe soziale Interaktion beigebracht werden? Wenn wir Menschen Fehler machen, weil wir Situationen nicht korrekt einschätzen, wie kann es dann eine Maschine?

Wäre es bei all der Begeisterung nicht besser, vorhandene einfachere Ideen umzusetzen, als zu hoffen irgendwann in der Zukunft eine Lösung für etwas zu finden, das wir heute schon verbessern könnten?

Viele Fragen, wenig Antworten. Wir wünschen uns weniger Verkehr, dafür aber besser vernetzt und das seit 25 Jahren!

(Text: Tim Bischoff / cambio CarSharing)

Der direkte Draht zum Team des cambio Blogs: blog@cambio-CarSharing.de

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