Willi Loose, langjähriger Geschäftsführer des Bundesverband CarSharing e.V. beschreibt anhand praktischer Bespiele in der Zeitschrift PLANERIN, wie Wohnungsunternehmen und CarSharing-Anbieter zusammenarbeiten. Wir veröffentlichen Auszüge aus dem Artikel und eröffnen damit eine kleine Serie an Texten zum Thema „Wohnen und Mobilität“.
Durchschnittlich 3,1 Wege legte jeder Mensch in Deutschland 2017 am Tag zurück (MiD 2017). Der Großteil dieser Wege beginnt oder endet an der eigenen Wohnung. Die Mobilitätsangebote vor der Haustür haben – neben persönlichen Präferenzen und Voraussetzungen – großen Einfluss darauf, mit welchen Verkehrsmitteln diese Wege zurückgelegt werden.
Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen der Wohnungswirtschaft und örtlichen CarSharing-Anbietern ist eine Möglichkeit, den Autobesitz in Wohnprojekten zu senken und trotzdem alle Mobilitätschancen zu gewährleisten. Voraussetzung ist allerdings, dass die Verkehrsmittel des Umweltverbundes (Bus & Bahn, sonstige Mobilitätsdienstleistungen) mit einem ausreichend attraktiven Angebot verfügbar sind bzw. die Fahrradanbindung zur Abwicklung der Alltagswege gut ist.

Kooperation im Neubauprojekt: Auf Initiative der Anwohner wurde in Oldenburg eine cambio-Station eingerichtet.
Kooperationen bei Neubauprojekten
Viele Unternehmen der Wohnungswirtschaft haben inzwischen großes Interesse an der Zusammenarbeit mit CarSharing-Anbietern in Neubauprojekten, weil sie so in verdichteten Quartieren Kosten für die Errichtung von Stellplätzen einsparen können: Je nach kommunaler Stellplatzverordnung sind Bauträger verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Pkw-Stellplätzen in Relation zum geschaffenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die vorgegebene Anzahl der Stellplätze kann jedoch durch Mobilitätskonzepte, die zum Beispiel auch CarSharing beinhalten, reduziert werden, was wiederum bei den Bauträgern Kosten senkt. Daher ist eine frühzeitige Einbindung von CarSharing-Anbietern in Neubauprojekten für alle Seiten hilfreich.
Beispiele aus Kooperationen von CarSharing-Anbietern mit Wohnungsunternehmen, Wohnungsbaugenossenschaften, Bauherrengemeinschaften in Neubauprojekten und ähnlichem zeigen:
- Der Bedarf an CarSharing-Fahrzeugen und die Auslastung der zur Verfügung gestellten Fahrzeuge sind im Voraus schwer einzuschätzen. Jedes Neubauprojekt und seine Bewohner erzeugen eine jeweils spezifische Bereitschaft zur aktiven Teilnahme.
- Nicht ausgelastete CarSharing-Fahrzeuge sind ein Kostenfaktor, der nur für einen begrenzten Zeitraum in Kauf genommen wird. Hilfreich ist es, wenn CarSharing-Fahrzeuge auch von anderen Kunden genutzt werden können. Dafür müssen sie auch für Kunden außerhalb des Wohnprojektes zugänglich sein.
- Kooperationen sind umso erfolgreicher in Bezug auf die Verkehrsentlastung, je besser ein integriertes Mobilitätskonzept aus dem Projekt heraus entwickelt wird. Da der Zeitpunkt des Umzugs in ein neues Wohnumfeld ein geeigneter Zeitpunkt zur Umorientierung eigener Routinen ist, sollten die zukünftigen Bewohner frühzeitig von diesen Mobilitätskonzepten erfahren.
- Falls Bauträger aufgrund des Mobilitätskonzeptes Kosten für nicht zu errichtende Stellplätze einsparen, wäre eine Beteiligung an den Kosten des CarSharing-Anbieters in Form einer Umsatzgarantie für einen definierten Startzeitraum hilfreich.
- Eine Trennung der Errichtungskosten für Wohnungen und Pkw-Stellplätze erhöht die Wahrnehmung der tatsächlichen Kosten eines eigenen Autos. Dadurch wird das Interesse zugunsten von Mobilitätsalternativen gestärkt.

Wie sich ein Bestandsquartier verändern kann, wenn durch CarSharing private Pkw ersetzt werden.
Kooperationen in Bestandsquartieren
Nicht nur in Neubauprojekten, sondern auch in bestehenden Wohnvierteln, kann sich das Mobilitätsverhalten der Bewohner ändern. CarSharing-Angebote finden große Beachtung in innenstadtnahen urbanen Stadtquartieren mit dichter, nutzungsgemischter Bebauung. Jedoch geht in solchen Bestandsquartieren eine Kooperation weniger von Wohnungsgesellschaften aus, als vielmehr durch das persönliche Interesse der Anwohner. Dieses ist oftmals Basis für eine erfolgreiche Kooperation zwischen Wohnungsgesellschaft und CarSharing-Anbieter.
Auch hier kann aus bisherigen Projekten ein erstes Fazit gezogen werden:
- Wohnungsunternehmen mit Bestandswohnungen erweisen sich durch Kooperationen mit CarSharing-Anbietern als innovationsfreudig. Sie bieten ihren Mietern einen Zusatznutzen, der als nicht selbstverständlich wertgeschätzt wird.
- Neue Kooperationen benötigen eine Anlaufzeit von mindestens ein bis zwei Jahren, um ihre Tragfähigkeit abzuschätzen.
- Die Parkplatzsuche am Wohnungsstandort gehört für die Kundschaft stationsbasierter CarSharing-Anbieter der Vergangenheit an, da die Stellplätze ausschließlich den CarSharing-Fahrzeugen zur Verfügung stehen. Eventuell müssen diese Stellplätze durch bauliche Maßnahmen gegen Falschparker geschützt werden.

In Kooperation mit einer Wohnungsgesellschaft in Hamburg wurde eine cambio-Station in einem Bestandsquartier eingerichtet.
Das Auto wird immer weniger als Statussymbol betrachtet. Das Prinzip „Nutzen statt Haben“ wird besonders in Städten mit dichter Bebauung und erhöhtem Verkehrsaufkommen immer wichtiger. Kooperationen zwischen Bauträgern und Wohnungsgesellschaften mit CarSharing-Anbietern – sowohl bei Neubauprojekten als auch in Bestandsquartieren – können hier einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende in der Stadt und zu einer besseren Lebensqualität leisten.
(Text: Willi Loose, Bundesverband CarSharing e.V. / Bilder: cambio, Bundesverband CarSharing e. V.)
Mehr zum Thema? In unserer Artikelserie „Wohnen und Mobilität“ werden wir in den kommenden Wochen Beispiele vorstellen, die zeigen, wie der Mobilitätsbedarf am eigenen Wohnort mit CarSharing gelöst werden kann. Auch der Themenschwerpunkt beim VCD e. V. ist hierzu sehr lesenswert.
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Das geht m.E. in die richtige Richtung und ich rege deshalb an:
-Analyse des Gebietes um die Malplaquetstr.,Utrechter Str.,Turiner Str. im Wedding ( Berlin)
-ich sehe hier täglich Fahrzeuge diverser Anbieter
-nicht nur die jungen Leute sehen die Vorteile des Carsharings – auch die “fortgeschrittene Generation”( dazu gehöre ich)
Kontaktaufnahme zur Wohnungbaugenossenschaft BBG ( Berliner Baugenossenschaft ), die hier eine gößere Wohnanlage betreibt
Auch ich würde mein Fahrzeug abschaffen, wenn ich auf CarSharing zurückgreifen könnte.
Vielen Dank für die Hinweise. Das sind gute Vorschläge. Wir geben das gerne an die Kollegen vor Ort weiter.
Viele Grüße,
Ihr cambio-Team